Eine äußerst gute Seite über Essstörungen und wie man sie überwinden kann:
Your Eatopia
Eine kurze Zusammenfassung für Anorexia/restriktives Essverhalten:
1. Anzeichen, dass Du ein restriktives Essverhalten hast:
- Kommentare von Familie oder Freunden, dass Du zu dünn bist/immer dünner wirst/krank ausschaust oder im allgemeinen nicht genug zu essen scheinst
- Dir ist kalt, wenn anderen warm ist. Manchmal fühlst Du Dich ein bißchen schwindelig, oder aber als hättest Du Nebel im Kopf.
- Du fühlst Dich müde und Deine Gedanken schweifen schnell ab. Du hast Probleme Dich zu konzentrieren oder Dich an Dinge zu erinnern.
- Du neigst zu emotionalen Ausbrüchen (Weinen, Wut). Du hast Phasen, in denen Du nur alleine sein willst und Phasen, wenn Du dringend Liebesbestätigung brauchst.
- Du denkst ständig an Essen. Wann Du essen wirst. Was Du essen wirst. Was Du nicht essen wirst.
- Soziale Treffen wie Geburtstage, Mittagessen mit Freunden oder Kollegen versetzen Dich in Panik. Tage vorher überlegst Du, ob Du es am besten vermeiden kannst
- Die Liste der Regeln, wann und wie Du isst, wird immer länger. Wenn Rituale (falscher Teller, Löffel am falschen Platz) müssen eingehalten werden, oder verursachen Ängste.
- Du hast eine immer länger werdende Liste an Nahrungsmitteln, die Du nicht isst.
- Wenn Du etwas isst, das Du für inakzeptabel hältst, fühlst Du Dich schuldig, und bestrafst Dich (zu viel Sport, Auslassen einer Mahlzeit...)
- Wenn DU eine Frau bist, wird Dein monatlicher Zyklus unregelmäßig oder verschwindet komplett. Deine Haut erscheint trocken und blass, Dein Haar und Deine Nägel werden brüchig, und vielleicht verlierst Du übermäßig Haare
- Du versprichst Dir und anderen immer öfter, dass "morgen" alles anders sein wird. Aber dem ist nicht so.
- Du lügst darüber, was Du gegessen hast, oder wieviel Sport Du gemacht hast und findest Ausreden dafür, jetzt gerade nicht essen zu können. Du erfindest Allergien oder andere Gründe, warum Du das bestimmte Nahrungsmittel nicht essen kannst.
2. Folgen einer länger andauernden Mangelernährung:
- Der Leptin-Wert sinkt. Leptin ist ein Hormon, dass den Stoffwechsel, Appetit, Knochenbildung und die reproduktiven Hormone steuert. Reduziertes Leptin bedeutet also: verlangsamter Stoffwechsel und erhöhter Appetit (DER Grund, warum Diäten nicht funktionieren! Wenn man zu wenig isst, wird der Stoffwechsel heruntergefahren, während man gleichzeitig tierischen Hunger entwickelt. Diäten machen dick, nicht schlank, aber das ist ein anderes Thema, das an anderer Stelle noch erwähnt wird). Niedrige Leptinwerte verursachen außerdem Gereiztheit, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.
- Auf Dauer verändert eine Essstörung allerdings die Neuro-Transmitter im Gehirn, die diese Emotionen hervorrufen, und die/der Essgestörte fühlt sich besser durch die Unterdrückung des Hungergefühls.
- In verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass nicht bei allen Anorexia-Patienten sich der Leptin-Wert nach Genesung (Erreichen eines gesunden Körpergewichts) wieder normalisiert.
3. Genesung
Die Your Eatopia Seite empfiehtlt das "MinnieMaud"-Konzept, um Anorexia zu überwinden. Es ist eine Mischung aus den Ergebnissen des "Minnesota Starving Experiment" und der Maudsley-Behandlung für Anorexia.
Die Schwerpunkte:
- Nicht restriktives Essen mit der benötigten Minimum-Kalorien-Menge
- Kein Sport
- Kein Wiegen oder Messen von Körperumfängen
Wie viele Kalorien sollen also gegessen werden?
Wenn Du kürzere oder längere Zeit restriktiv gegessen hast/untergewichtig bist/warst, Symptome von Mangelernährung aufzeigst:
Du bist 25+ Jahre alt, weiblich und zwischen 152-173 cm groß: Minimum 2500 Kalorien pro Tag
Du bist jünger als 25, weiblich und zwischen 152-173 cm groß oder über 25, männlich und zwischen 162 und 183 cm groß: Minimum 3000 Kalorien pro Tag
Du bist jünger als 25, männlich und zwischen 162 und 183 cm groß, oder weiblich mit jungen Kindern oder einem equivalenten Aktivitätslevel: Minimum 3500 Kalorien pro Tag
Während der Genesungsphase kann es zu verschiedenen Symptomen kommen:
- Ödeme: In den ersten Wochen kann es zu vermehrter Wassereinlagerung (3-8 kg) kommen
- Verdauungsprobleme: Es kann zunächst zu vermehrten Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Krämpfen kommen
- Teilweise kann es Schmerzen im Körper kommen (der Körper ist am arbeiten)
- Müdigkeit: Viele benötigen nun extra viel Ruhe und Schlaf
- Fettansammlung, besonders um die Mitte herum: der Körper befürchtet eine weitere "Hungersnot" und schützt die inneren Organe mit einer lebenswichtigen Fettschicht. Hier ist es wichtig, nicht aufzugeben. Isst man weiterhin die Minimum-Kalorienmenge, wird sich das Fett langfristig umverteilen
Das Schlimmste für Anorexia-Patienten ist die Gewichstzunahme, die auch eine Zeitlang über das Idealgewicht hinausgehen kann. Dies ist schwierig zu akzeptieren, wenn man zuvor so dünn wie möglich sein wollte. Für die Genesung des Körpers ist es aber logisch und wichtig. Aufgrund der Restriktion ist der Stoffwechsel verlangsamt, und eine Beschleunigung ist nur durch eine Erhöhung der Kalorienmenge möglich. Man muss eine Zeitlang also "da durch", seinem Körper die Chance geben, sich zu regenerieren und bestehende Schäden zu reparieren. Man muss lernen, sich und seinen Körper zu lieben, und das ist gerade das Schwierigste für diese Patienten.
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